Stadt Memmingen:Informationsveranstaltung & Bürgerversammlung

Bauwesen

Zukunft Steinheim am 16. September 2019

Über 200 Personen waren in die Steinheimer Schützenhalle gekommen. Dort fand unter Teilnahme des Oberbürgermeisters der Stadt Memmingen, Manfred Schilder, eine öffentliche Informationsveranstaltung zum Abschluss der zweiten Stufe der Vorbereitenden Untersuchungen statt - in Verbindung mit einer Bürgerversammlung des Bürgerausschusses. Die Vertreter*innen des Schützenvereins Steinheim trugen mit Raum und Bewirtung sehr zur guten Atmosphäre des Abends bei. Die Moderation übernahm Herr Prof. Rettich vom Team KARO*.

Die Tagesordnung

Im Namen des Planungsteams stellten Frau Heuer, Frau Rehsöft, Frau Dr. Seelemann und Frau Hofmann Konzepte und Ideen für den Ort vor. In der Schützenhalle waren parallel sämtliche Pläne der Stufe zwei ausgestellt. Auf dieser Grundlage diskutierten Steinheimer*innen, Vertreter*innen der städtischen Ämter und Planer*innen den Entwurf der Rahmenplanung.

Am selben Abend wurden durch Herrn Weißfloch, Leiter des Stadtplanungsamtes, sowie Verkehrsplanerin Frau Hofmann vom Büro brenner BERNARD ingenieure die Ergebnisse der Variantenuntersuchung zu einer möglichen Umgehungsstraße vorgestellt. Diese Untersuchung steht in thematischer Verbindung, ist aber nicht Teil der Vorbereitenden Untersuchung. Sie wurde ebenfalls zur Diskussion gestellt. Im unmittelbaren Anschluss an die Informationsveranstaltung wurde eine Bürgerversammlung des Bürgerausschusses abgehalten.

Rahmenplan

Das Planwerk besteht aus einem Gesamtplan sowie Einzelplänen - unter anderem zu baulichen, freiräumlichen und verkehrlichen Strukturen - des Weiteren aus Ideenskizzen zu Vertiefungsbereichen. Vertieft behandelt wurden erstens die Ortsmitte, zweitens eine mögliche neue Siedlung im Südosten Steinheims und drittens der Umbau einer Hofstelle im Zusammenwirken von Alt und Neu.

Rahmenplan und Strukturskizzen bauen auf Analyse und Zielplänen auf, wiederholen diese aber nicht. Vielmehr zeigen sie, wie der Ort aussehen könnte, wenn im Zusammenwirken verschiedener Maßnahmen die gemeinsam erarbeiteten Ziele umgesetzt werden. Mit der Rahmenplanung wird die Grundlage für das spätere Maßnahmenkonzept gelegt.

Die Kernaussagen

Steinheim soll als Ort mit ländlichem Charakter gestärkt werden. Eine attraktive Mitte mit mehreren öffentlichen und zentralen Nutzungen sowie den Freibereichen "Grüne Mitte" und "Grüne Lunge" bildet sein Zentrum. Dorfkern und weitere ortsprägende Räume fungieren als Rückgrat, Träger dörflicher Geschichte und gegenwärtiger dörflicher Nutzung.

Voraussetzung für eine vitale Ortsmitte ist die differenzierte Neugestaltung der Heimertinger Straße. Den Schwerpunkt bildet dabei ein verkehrsberuhigter zentraler Bereich, der den Beginn der Egelseer Straße einschließt. Die Umgestaltung des öffentlichen Raums zu einem Ort, an dem man sich gern aufhält, soll in Verbindung mit dem sanierten Zehntstadel, Maßnahmen im Umfeld von Kirche und Gemeindehaus sowie umzunutzenden privaten Höfen und Gebäuden die Ortsmitte wesentlich beleben. Das kann bereits ohne die Entlastung durch eine Umfahrungsstraße erfolgen, bleibt jedoch auch mit dieser bestehen.

Ortsmitte und "Grüne Mitte" wirken als Magnete, sie sind über grüne Achsen und Wege sowie gut gestaltete Dorfstraßen mit alten und neuen Wohnsiedlungen verbunden. Überörtlich und örtlich bedeutsame Wege vernetzen Steinheim zudem mit den Nachbarorten und dem Landschaftsraum an der Memminger Ach sowie mit den Naherholungs- und Freizeitgebieten "Wasserpark Steinheim" und "Sportpark Steinheim". Ein "Grüner Rahmen" begrenzt den Ort nach außen hin zu Agrarlandschaft und Achniederung. Grüne Finger, allen voran die "Grüne Lunge", verzahnen Umfeld und Ort. Die Ortseingänge sind durch Bäume markiert.

Ein maß- und qualitätsvolles Wachstum soll vorrangig im Innenbereich erfolgen. Neben der Umgestaltung alter Höfe und der Bebauung von Lücken im Siedlungsbestand sind drei größere Bereiche für Neubauten in Nordwest, Südost und Südwest vorgesehen. Dabei soll nach Möglichkeit die Struktur ortstypischer Höfe gedanklich aufgenommen und weiterentwickelt werden.

Das bauliche Wachstum muss mit dem Ausbau der Infrastruktur gekoppelt sein. Dazu gehören die Sicherung von Erweiterungsflächen für Schule und Kita, das Vorhalten kleinerer Reserveflächen für dezentrale Standorte und die Förderung öffentlicher, zentraler Nutzungen wie Läden und Gastronomie. Der bereits genannte "Wasserpark Steinheim" im Zusammenhang mit der Neugestaltung der Uferbereiche sowie die Erweiterung und der Ausbau der Flächen des Sportvereins Steinheim e. V. auf dem Areal der Gründeponie zu einem "Sportpark Steinheim" sollen den Ort noch lebenswerter machen.

Das Feedback der Bürgerschaft

Insgesamt sprachen sich die Bürger*innen positiv zu den Vorschlägen der Rahmenplanung aus. Im Besonderen gab es viel Zustimmung zur Stärkung des Ortszentrums und zur Entwicklung einer "Grünen Mitte" sowie zum Ausbau und zur Verknüpfung von Grünflächen.

Die Bürger*innen befürworten ein Wachstum, das trotz der hohen Wohnungsnachfrage in der Stadt Memmingen maßvoll realisiert wird und auf den Grundsatz Innen- vor Außenentwicklung setzt. Es besteht der Wunsch nach bezahlbaren Grundstücken für junge, ortsansässige Leute. Dafür soll nach Lösungen gesucht werden, selbst wenn so genannte Einheimischen-Modelle aus Gründen von Gleichheit und Nichtdiskriminierung nicht ohne weiteres angewandt werden können.

In Bezug auf weitere konkrete Standorte für Nahversorgung, Café, altersgerechtes Wohnen etc. wurde darauf hingewiesen, dass Planung und Umsetzung einen Prozess erfordern, der viel Zeit sowie Begleitung und Unterstützung benötigt. Notwendig ist es unter anderem, Aktivitäten zur Umnutzung von Höfen zu unterstützen sowie Verbraucherverhalten und örtliche Angebote aufeinander auszurichten. Dabei können lokale Angebote auch überörtliche Anziehungskraft entwickeln.

Insgesamt kommt es stark auf das Zusammenwirken von öffentlichen Maßnahmen und privaten Initiativen an. Erforderlich sind politische, planerische und finanzielle Unterstützung, aber auch viel privates Engagement. Unter anderem soll es in den noch festzulegenden Grenzen eines Sanierungsgebietes künftig fördertechnische Anreize für Eigentümer*innen geben, die ihre Gebäude und Freiflächen umgestalten möchten.

Das Planungsteam nahm Hinweise und Anregungen aus der Bürgerschaft auf. Hier ging es beispielsweise um geräuscharmen Straßenbelag im Ortszentrum, um notwendige Angebote für Jugendliche, um die Profilierung des geplanten Sportparks Steinheim (beispielsweise über eine Mountainbikestrecke), aber auch um die Ästhetik zentraler Gebäude.

Die Umgehungsstraße, nicht unmittelbarer Bestandteil der Vorbereitenden Untersuchung, wurde sehr kontrovers diskutiert. Das Thema bedarf weiterer Dispute und ggf. einer gesonderten Veranstaltung zu einem späteren Zeitpunkt.

Wie es weiter geht

Innerhalb der Rahmenplanung sind bereits die wesentlichen räumlichen Entwicklungsbereiche markiert, für die bestimmte Ziele verfolgt werden sollen (z. B. Ortsmitte, Alter Dorfkern, Neue Wohnbauflächen...). Um diese Ziele zu erreichen, werden gezielt Maßnahmen vorgeschlagen.

In Stufe 3 der Vorbereitenden Untersuchung wird dazu bis zum Jahresende ein Maßnahmenkonzept entwickelt. Im Vorgriff darauf können am Ende der Rahmenplanung bereits wichtige Maßnahmen benannt werden. Im späteren Maßnahmenkonzept werden diese ergänzt, gebündelt und gewichtet. Das heißt, der Rahmenplan hat viele konkrete praktische Maßnahmen "im Schlepptau".

Nach Auswertung der Planungsergebnisse erfolgt eine sanierungsrechtliche Beurteilung. Die Empfehlung für ein Verfahren wird ausgesprochen, Förderprogramm und Programmgebietsgrenzen werden definiert. Zudem erfolgt die Beteiligung der Träger öffentlicher Belange. All diese Schritte erfolgen in Abstimmung mit der Lenkungsgruppe des Projekts. Anfang kommenden Jahres werden schließlich die Korrekturen eingearbeitet und die Untersuchungen abgeschlossen. Der "Steinheimer Weg" soll dann skizziert sein und Orientierung geben.